In dieser Rubrik stellen wir Autoren vor, die bei uns ins Verlagsprogramm aufgenommen worden sind. Die meisten sind in einer oder mehreren Anthologien vertreten. Wenn sie euch sympathisch sind, besucht sie doch einmal und holt euch eine ihrer Geschichten.
Heute: Mechthild Matthias
Wir alle suchen das Abenteuer zwischen den Seiten.
Voller Spannung erkunden wir Wortlandschaften, tauchen ein in die großen Gefühle der Protagonisten oder legen unsere in sie hinein, lösen universelle Probleme oder hoffen auf die Begegnung mit den Helden, Antihelden und Antiantihelden zwischen den Zeilen. Wenn wir selbst zum Architekt einer solchen Bilderwelt werden, ist es zudem die Begegnung mit dem Leser, die uns berührt – welche Dinge entdeckt jener, welche dieser?
Und gibt es vielleicht Räume in meiner Geschichte, zu denen mir erst das lesende Gegenüber die Türen aufstoßen kann?
Seit einiger Zeit schreibe ich nachts. Zuerst aus einer äußeren Notwendigkeit heraus, habe ich die Vorzüge dieser Tageszeit entdeckt und das Schreiben in völliger Dunkelheit mittlerweile zu schätzen gelernt. Der Tag gehört meinen Farben. Nachts aber gibt es keine irritierenden Einrichtungsgegenstände, die sich in einer Geschichte verewigen wollen, keine klingelnden Telefone, keine vorgegeben Klein- und Großwetterlagen. Nachts kann unter meinen Fingern alles geschehen.
Dann fließen die Geschichten einfach aus mir heraus, hüpfen zwischen den Träumen meiner Familienangehörigen direkt in mein Smartphone. Am Folgetag transportiere ich sie von dort in die dafür vorgesehenen Dokumente auf meinem Rechner. Das klingt aufwändig? Ist es auch!
Aber auf diese Weise haben meine Finger wenigstens das richtige Tempo für meine Gedanken …
Ein dreifaches Hoch auf die Traumgesänge der Jüngsten und das liebliche Schnarchen meines Mannes!